Einer der blinden Flecken der abendländischen
Literatur ist das Thema Putzen. Selbst die
großen Realisten des 19. Jahrhunderts hatten
nicht die Geduld, einen gründlichen Frühjahrsputz zu schildern. Im 20. Jahrhundert
sieht es nicht besser aus. Musil, Doderer, Thomas Mann: Hunderte von Seiten über Schränke, Lampen, Vorhänge und Teppiche in den
Wohnräumen des Romanpersonals, aber kaum
ein Halbsatz über die Techniken und Gerätschaften, die benötigt werden, um den ganzen
Kram sauber zu halten. Für einen Roman
unserer Zeit wären folgende Sätze typisch: »Als
Svenja auf der Couch lag und zum Fenster sah,
fiel ihr auf, dass durch die verschmutzten Scheiben kaum mehr Licht ins Zimmer drang. Sie
nahm sich vor, das Fenster in den kommenden
Tagen zu putzen. Aber am nächsten Morgen
hatte sie es bereits wieder vergessen«.