Wenn es draußen anfängt nach Frühling zu riechen spüre ich immer den Drang den Winter aus dem Haus zu werfen. Und spätestens, wenn die ersten stärkeren Sonnenstrahlen auf die trüben Fenstergläser scheinen, ist es Zeit für Frühjahrsputz!
Ich möchte nun ein Buch vorstellen, das schon allein durch den Titel perfekt in diese Zeit passt!

Frühjahrsputz. Putzen als kulturelle Tradition und andere schöne Dinge.

Von Linda Thomas.
Erschienen im Verlag am Goetheanum.
14,00 Euro, 160 Seiten, ISBN: 978-3-7235-1520-4

Papier und Format

Das Buch ist broschiert und relativ klein, quasi passend für die Handtasche. Nur ein kleines Stück breiter als ein A5-Blatt, aber um einiges höher.
Der Einband ist matt und fest, die Seiten sind auch alle fest und scheinen von guter Qualität zu sein. Längeres, nicht wirklich sorgsames Transportieren in meiner bodenlosen Tasche hat weder zu Knicken, noch losen Seiten oder auch nur Druckstellen geführt. Das kann nun wirklich nicht jedes Buch! Auch nach dem Durchlesen waren nur wenig Spuren zu sehen.
Das Buch ist nicht in einer der billigen Druckereien im fernen Ausland gedruckt. Das gefällt mir sehr gut.

Inhalt

Entgegen vieler anderer „Putzbücher“, die scheinbar fast ausschließlich von Eltern dem ausziehenden Kind geschenkt werden (und dann ungelesen in das Regal wandern) ist dieses Buch kein reiner Ratgeber. Es soll nicht auf den einen, schwierigen Fleck warten, zu dem dann die Hilfe nachgeschlagen werden kann – dieses Buch soll gelesen werden! Und wie auf der Rückseite so schön steht: „In diesem Buch finden Sie Anregendes zu Reinigungstraditionen aus aller Welt, viele praktische Tipps und Tricks sowie kleine Weisheiten rund ums Putzen“. Ja, der Inhalt hält, was der Klappentext verspricht.

Ein sehr persönliches Vorwort leitet den Text ein. Es folgen viele Hintergründe zur Geschichte des „Großen Putzes“, durch verschiedene Zeiten und Kulturen. Danach einige Beschreibungen, welche Gegenden heute noch traditionell etwas in Art eines Frühjahrsputzes durchführen. Teilweise hätte ich da gerne genauere Informationen gehabt, einiges bliebt etwas wage. Aber das ist auch immer eine Platzfrage, in so einem kleinen Buch.

Die Kapitel über das Handwerk des Putzens erscheinen teilweise eher spirituell. Es sind keine rein sachlichen Anleitungen in dem Sinne, welcher Fleck welches Mittels (gar aus der Chemieküche?) bedarf. Die Autorin schreibt über Sinn und Wesen von Reinigung und Wahrnehmung, die persönliche Einstellung zum Putzen und das Frühjahrsputz mehr sein kann (und sollte?) als das Entfernen von Staub. Das mag vielleicht nicht für jeden etwas sein, ich fand es für mich genau richtig.

Ganz praktisch geht es dann um ökologische Putzmittel, wie man den Frühjahrsputz übersichtlich planen kann und was man in welchen Räumen beachten sollte. Aber nie hochnäsig und besserwisserisch, einfach leicht erzählt, wie eine private Unterhaltung.

Überrascht hat mich, wie gut sich so ein „Sachbuch“ im einen Zug durch lesen lies. Und die Farbe im Buch. Überschriften, Seitenzahlen und wichtige Markierungen sind im gleichen grünlichen Ton gehalten wie der Einband. Ebenso die Bilder. Das stört absolut nicht sondern macht es nur angenehmer zu lesen und viel einfacher etwas nachzuschlagen.

Aufbau

Das Buch in sechs Teile unterteilt, die nicht alle wirklich aufeinander aufbauen. Die ersten beiden umfassen die Putztraditionen und den geschichtlichen Hintergrund und sollten nacheinander gelesen werden. Der Rest des Buches könnte aber auch umgedreht oder verschoben abgedruckt sein, dass würde keinen allzu großen Unterschied vom Verständnis beim Lesen machen.
Wie in einem Putz-Almanach finden sich die Tipps ganz am Ende, was sicher für das Nachschlagen später praktisch ist. Schließlich hat man meist aus Erfahrung gelernt, dass am Anfang immer Text und danach erst der Infoteil kommt.
Es gibt zwar ein ausführliches Inhaltsverzeichnis, jedoch keinen Glossar. Meiner Meinung nach ist der aber auch nicht wirklich nötig, da der Satz des Buches es dem Leser sehr leicht macht die gewünschte Überschrift zu finden.

Lesespaß

Wie gesagt, dieses Buch möchte kein Nachschlagewerk zum Putzen sein sondern gelesen werden. Und das merkt man jedem Teil des Textes an. Die einzelnen Abschnitte sind jeweils relativ kurz und gut zu lesen.
Sehr persönliche Kapitel werden von sachlichen Hintergrundinformationen begleitet, die aber trotzdem nicht trocken daher kommen. Selbst die aufgelisteten Tipps lassen sich flüssig als Text lesen, ohne den Anschein von einer reinen Auflistung zu haben. Unterbrechungen beim Lesen sind nicht schlimm, da man schnell wieder in den Text hinein findet.
Mir gefielen besonders die mehrfach eingeschobenen Bildseiten (alle sehr klar und „aufgeräumt“ gehalten), zu denen auch immer eine „Weisheit“ oder ein Lehrsatz gehört.

Fazit

Ich denke, dies ist endlich mal ein „Putzbuch“, dass es sich anzuschaffen lohnt. Und zwar nicht als Almanach und Erste Hilfe im Ernstfall, sondern wirklich zum Lesen und „Genießen“. Es enthält eine perfekte Mischung aus Hintergrundinformationen, praktischen Tipps und schönen Worten, was man nicht so häufig findet. Wohl genau so selten, wie gut zu lesende Bücher mit einem ordentlichen Literaturverzeichnis – was dieses Buch auch besitzt. Schon das alleine bringt bei mir einen Haufen Pluspunkte ein!
Vermutlich ist es durch das Thema immer noch kein wirklich ratsames Geschenk (wer bekommt schon gerne ein Buch über Hausputz?), vom Inhalt und Lesegefühl her hat es aber viel, was man gerne an Freunde weitergeben möchte. Und wenn es auch noch dafür sorgt, dass die leidige Hausarbeit einfacher von der Hand geht, dann geht es kaum noch besser.
Zwar ist es für die Seitenzahl und Größe nicht wirklich günstig, aber durch die Qualität des Materials relativiert sich das wieder.

Eindeutig eine Kaufempfehlung!

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