"Frühjahrsputz": Blitzblank
Linda Thomas bricht das Schweigen über das Putzen.
Von Ursula März
Einer der blinden Flecken der abendländischen Literatur ist das Thema Putzen. Selbst die großen Realisten des 19. Jahrhunderts hatten nicht die Geduld, einen gründlichen Frühjahrsputz zu schildern. Im 20. Jahrhundert sieht es nicht besser aus. Musil, Doderer, Thomas Mann: Hunderte von Seiten über Schränke, Lampen, Vorhänge und Teppiche in den Wohnräumen des Romanpersonals, aber kaum ein Halbsatz über die Techniken und Gerätschaften, die benötigt werden, um den ganzen Kram sauber zu halten. Für einen Roman unserer Zeit wären folgende Sätze typisch: "Als Svenja auf der Couch lag und zum Fenster sah, fiel ihr auf, dass durch die verschmutzten Scheiben kaum mehr Licht ins Zimmer drang. Sie nahm sich vor, das Fenster in den kommenden Tagen zu putzen. Aber am nächsten Morgen hatte sie es bereits wieder vergessen".